Bilder: Manon Le Guen

Eine Schockoladen-Medaille auf der 2. Etappe und 4. Platz im Gesamtklassement der Mini-Transat La Boulangère

GUADELOUPE – 12. November 2023 – Nach 14 Tagen, 19 Stunden, 59 Minuten und 51 Sekunden hat Felix Oberle die Ziellinie als Vierter überquert. Als Novize auf der 24. Ausgabe des Mini-Transat hat er eine beeindruckende Charakterstärke und die Fähigkeit, gewagte Wetterentscheidungen zu treffen, bewiesen. Nach einer kumulierten Zeit von 25d 10h 05min 56s belegte er den vierten Platz in der Gesamtwertung. Damit gehört er zum geschlossenen Kreis der fünf Schweizer, die bei diesem legendären Wettkampf unter den Top 5 gelandet sind.

Die 1. Etappe von Les Sables d’Olonne nach Santa Cruz de La Palma: ermutigend und rasant

Der Start des Mini-Transat war für den Sonntag, 24. September, vorgesehen und wurde wegen zu starker Winde auf Montag verschoben. Felix Oberle machte sich daraufhin mit seinem Mini 6.50 «Mingulay» auf den Weg über den Atlantik. Nach drei Tagen setzte er sich unter den ersten Drei fest, als das Tempo endlich anzog und das Wetter ihnen vor Kap Finisterre und La Coruña einen Strich durch die Rechnung machen wollte. Am 3. Oktober, kurz vor Gibraltar, drehte der Wettergott die Rangliste um und liess eine kleine Gruppe im Westen wieder die Führung übernehmen. Felix versuchte, die wenigen Meilen, die ihn zurück ins Rennen bringen sollten, zu gewinnen. La Palma liess sich aber bitten, die Flaute vor der Insel vergrösserte die Abstände und mischte die Karten neu. Der Schweizer Segler beendete die Etappe auf dem 12. Platz – viele schöne Erinnerungen und eine Herausforderung für die Aufholjagd auf der 2. Etappe.

Die 2. Etappe von La Palma nach Saint-François auf Guadeloupe:
Grosse strategische Entscheidungen und Energieprobleme

Am Morgen des 28. Oktober verliess die Mini-Flotte den Hafen mit einem Rätsel: Nord- oder Süd-Option? Eine Nord-Option mit einer kürzeren, «sichereren» Route. Eine Süd-Option (Süd-Ost), bei der die konstanten Passatwinde, die vor Mauretanien einsetzen, gesucht werden und dann dank der stärkeren Raumschotwinde den Rückstand wieder aufzuholen. Felix Oberle war sehr zuversichtlich und folgte den Ratschlägen seines Routers Dominic Vittet: Voll Süden! Es brauchte viel Entschlossenheit, um nicht zu verzagen und zu versuchen, zu den Nord-Fahrern aufzuschliessen: 58. Platz, 223 Meilen Rückstand drei Tage nach dem Start. Ein harter, aber erwarteter Schlag. Drei Tage lang kämpfte sich Felix Meile um Meile nach vorne und setzte sich auf den zweiten Platz, den fast bis zum Schluss halten konnte. Die etablierten Passatwinde ermöglichten wilde Ritte, wobei er nebenbei den 24-Stunden-Distanzrekord von 2019 sprengte – sowohl der Serienschiffe als auch der Protos. Dann aber kamen Herausforderungen. Er musste seine gesamte Stromversorgung auf See neu machen: «Vor einer Woche hatte ich keinen Strom mehr. Ich war kurz vor dem Blackout. Ich musste alle Kabel reinigen und alles neu anschliessen. Dann musste ich mit den beweglichen Solar-Paneelen (die beiden festen waren abgerissen) und den 4-5 Stunden effektiver Sonneneinstrahlung spielen, um das Nötigste für die Nacht zu gewinnen. Bei jedem Manöver mussten sie verschoben werden. Das hat mich ganz schön erschöpft!» Ein Problem, das ihn während der gesamten Etappe verfolgen sollte. Wenige Stunden vor dem Ziel setzte Mingulay in einer 40 Knoten starken Böe zum Sonnenschuss an. «Es kam ein 40-kn-Schauerbö mit einer Welle von über drei Metern. Ich bin weggeflogen und dann eingesteckt! Dann musste ich den Spinnaker aus dem Wasser holen und die Achse des Bugspriets reparieren, die gebrochen war. Das war wohl mein heftigster Sonnenschuss, denn der Spi zog mich wie ein Kite seitwärts. Das hat mich viel Energie gekostet und ich war zu erschöpft, um direkt wieder loszufahren.» Zwei seiner Gegner überholten ihn und segelten gut durch die Schauerböen, auch wenn sie ebenfalls durchgeschüttelt wurden. Er kämpfte bis zum Schluss mit der Energie, die er noch hatte, und beendete die Etappe auf einem guten vierten Platz, der allerdings etwas bitter schmeckte. In der Gesamtwertung belegt er ebenfalls den 4. Platz, sein ursprüngliches Ziel, ein schönes Ergebnis für eine Premiere: «Es ist so cool, hier zu sein, zum ersten Mal den Atlantik überquert zu haben! Von allen Transportmitteln ist das hier das beste (lacht). Es war wirklich cool. Wir hatten alles, was wir brauchten, was die Bedingungen betraf. Jeder träumte vom Raumschotskurs, aber nach vier Tagen bei 25 Knoten … das ist wirklich heftig!»

 

Text: Aurélie Fontanellaz

 

Klassement

1. Etappe: 12. Platz, 10d 14h 06m 05s
2. Etappe:   4. Platz, 14d 9h 59m 56s
Gesamtklassement: 4. Platz 25d 10h 05m 56s